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Die Tage im Ghetto
Ein Stadtteil von Riga, in dem etwa 3.000 Menschen gewohnt hatten, wurde zum Ghetto erklärt, mit Stacheldraht umzäunt, mit Wachtürmen und mit bewachtem Eingangstor versehen. Alle Rigaer Juden mussten in das Ghetto umziehen. Sie durften zwar ihre persönliche Habe mitbringen, aber was sie nicht tragen konnten, mussten sie heranfahren lassen - und dabei wurden die meisten Leute von gewissenlosen Fuhrleuten um ihre Habe gebracht. Die Fuhrleute ließen sich zwar die Fuhre bezahlen und versprachen auch die Lieferung, aber die Kisten und Gepäckstücke kamen nie an. Und wer einmal im Ghetto war, durfte nur noch mit ausdrücklicher Genehmigung des Ghetto verlassen, zum Beispiel zu den Arbeitseinsätzen.
Das Leben im Ghetto war schwer, da eine große Nahrungsknappheit herrschte. Ernst Kahn arbeitete außerhalb des Ghettos, da er durch seine Kenntnisse als Automechaniker von deutschen SS-Offizieren zur Wartung der Kraftfahrzeuge gebraucht wurde. Die Arbeit war nicht ungefährlich. Bei kleinsten Ungenauigkeiten wie z.B. Schmutzresten auf den Innenseiten der Kotflügel drohten schwere Prügel. Aber in der Autowerkstatt war die Versorgungslage etwas besser, was ihm half länger gesund zu bleiben.
Wer ins Ghetto kam, musste selbst für seine Unterkunft sorgen. Man kam in ein Haus und fragte, ob noch Platz sei. Wer als letzter ankam, konnte nur noch auf dem Boden Platz finden und musste sein Habseligkeiten irgendwo in einer Ecke verstauen.
Trotz dieser Widrigkeiten gelang es der Familie Kahn zunächst noch beieinander zu bleiben. Sie musste sich zwar tagsüber immer wegen der verschiedenen Arbeitseinsätze, die sie hatte trennen, aber abends kamen Vater, Mutter und Sohn wieder zusammen und konnten sich gegenseitig Stütze und Trost sein. Oft konnte Ernst auch eine kleine Extraration Essen wie eine Mohrrübe oder etwas mehr Brot mitbringen.
Das Brot hatte ihm z.B. einmal ein sadistischer Wachsoldat gegeben. Bevor Ernst es bekam, musste er allerdings von einer Brechstange angetrieben wie ein Clown in der Werkstatt herumhüpfen und Handstandkunststückchen machen. Das war sehr erniedrigend - aber für etwas mehr Brot war ein Mensch, der Hunger hatte, nahezu alles zu machen bereit.
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